Warten auf das Meer
Warten auf das Meer
Wir warten darauf loszufahren. Innerlich.
Äußerlich arbeiten wir jeden Tag Listen ab, wie jedes Mal wenn eine längere Tour ansteht, diesmal steht doch die längste bisher an. Doch irgendeine Tour ist ja immer die längste oder aufwendigste oder neueste, irgendein Projekt ist immer das *zigste. Man kennt das ja.
Doch das ist mein Projekt, unser Projekt.
Körperlich, klar. Es ist jeden Tag anstrengender als am Tag zuvor, doch der Antrieb ist jeden Tag da, von ganz allein. Wir haben uns das selbst ausgesucht. Wir haben uns für diese Tour entschieden und darum steht nach jedem noch so zehrenden Tag nicht Frust sondern Zufriedenheit und meist folgt direkt darauf ein Lachen, wenn wieder über die Blessuren des Altwerdens auf einem Segelboot schwadroniert wird – wer schlimmer dran ist, gewinnt.
Wettkampf ist ja immer irgendwo.
Seelisch ist anders.
Als Sonja vor einigen Wochen zurückgeflogen ist, haben die Erinnerungen begonnen. Erinnerungen an unsere Zeit in Santa Cruz, Teneriffa und den anderen kanarischen Inseln. Und irgendwie auch an die ganze lange und wunderbare und wunderbar anstrengende Zeit an Bord. Dann bin ich zurück zum Boot und alles war leer.
Wir haben alle lange darüber nachgedacht und geredet und wir waren uns alle einig. Die Idee war gut, ist gut…aber die Leere die Sonja hier an Bord hinterlassen hat war überall. Über all die Zeit, die Arbeit am Boot und die Seemeilen sind wir wie eine Kommune geworden. Eine schwimmende 30m² – Kommune an der so viele Menschen so unglaublich mitgeholfen haben und jetzt…fehlte jemand aus dem innersten Zirkel und hat dabei so viel mitgenommen.
So viel Erfahrung, so viel Interesse, so viel Hingabe und so viel Liebe zu diesem Leben auf dem Boot und so viel Lachen.
Und was blieb war Leere.
Die nächsten Tage wurde kaum geredet. Wir waren nicht mehr komplett und Lars muss es ebenso gefühlt haben, denn manchmal versteht man sich am besten wenn man nichts sagt…also haben wir gearbeitet. Abgearbeitet und vorbereitet und Dinge gemacht, die Sonja uns aufgetragen hat oder von denen wir glaubten, dass sie nur versäumt hat sie uns aufzutragen oder weil wir glaubten, dass sie sich darüber freuen würde.
Und so haben wir weitergemacht und Pantera wieder mal von innen nach außen gedreht, zerlegt, gefettet und wieder zusammengebaut. Wie jedes Mal dabei Neuland entdeckt, das wiederum für unmöglich gehalten und dann weiter gemacht.
Wir haben weitergemacht, weil wir es alle so entschieden haben und wir haben Pantera für ihren nächsten längsten Schlag seefest gemacht.
Wir haben das Rigg ausgetauscht, den Funk erneuert, AIS eingebaut, eine EPIRB Boje besorgt und Ersatzruder für die Windsteueranlage gebaut und gebaut bekommen (Danke Häns!). Pantera hat jetzt so viel Batteriekapazität, Wasser, Diesel und Essen eingelagert, wie sie noch nie zuvor gehabt hat und jetzt ist´ s auch wieder mal gut!
Irgendwann muss die Vorbereitung mal aufhören und irgendwas darf dann auch mal nicht mehr erledigt werden. Wenn es so läuft, wie wir uns das vorgenommen haben, legen wir Morgen (28.04.18) Vormittag ab und wenn nicht…tja was ist dann wenn nicht?
Dann merk ich einmal mehr, was die Menschen immer meinen, wenn sie von der grenzenlosen Freiheit auf einem Segelboot reden. Wenn wir nicht am Samstag fahren, dann fahren wir am Sonntag oder erst übernächste Woche! Und wenn´ s uns zu bunt wird, dann fahren einfach gar nicht auf die Azoren, sondern eben ganz woanders hin!
Und wenn und wenn…ja das ist die Freiheit von der man spricht, und es gibt sie da draußen wirklich.
Die Welt wird sich wie gewohnt weiterdrehen, egal ob wir den halben Atlantik besegeln oder nicht. Drum passt auf Euch auf und schaut mal auf den Tracker, wenn ihr mögt…und Sonja, wir sehen uns auf den Azoren, du fehlst hier.
Eure Crew
zur Nautik:
Direkt von hier auf die Azoren dauert es für uns zwischen 6 und 8 Tagen, kann man aber nie genau sagen.
Sollte es das Wetter bzw. der Wind oder andere Gründe verlangen, werden wir über Madeira segeln.
Das muss aber kein Notfall sein, also falls der Kurs sich ändert oder der Tracker mal nicht sendet, heißt das nichts Außergewöhnliches.
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