Fernweh

Fuerteventura

Wir sind da, endlich !

Vor zwei Jahren waren wir noch mit Käpn Sauerborn in kanarischen Gewässern unterwegs und damals keimte das erste Mal die Idee, mit unserem Boot hier zu sein. Und jetzt liegt Pantera im Hafen von Gran Tarajal und wir können es noch nicht wirklich fassen.

Aber wir sind zum Glück nicht allein, sondern bekommen lang ersehnten Besuch von unserer Familie. Jetzt wird uns geholfen, ins Hier und Jetzt zu finden, mit langen Strandspaziergängen, Abenden voller Gelächter, Grillgut und einfach verdammt viel das Gefühl wieder daheim zu sein. Zwar daheim mitten auf dem Atlantik aber mit dem Herzen daheim bei den Menschen, die von Anfang an unsere Ideen und Träume geteilt haben und auch die ganze Zeit irgendwie mit an Bord waren.

Als älteste aller Kanareninseln (über 20 Mio Jahre) war Fuerteventura die längste Zeit der Erosion durch Wind und Wetter ausgesetzt. Betrachtet man die Landschaft von einem der bis zu 800m hohen Berge aus, wirkt alles um einen sanft und abgerundet – fast weich. Und das obwohl es sich, wie bei allen anderen Schwesterinseln, um rauhes und schroffes Vulkangestein handelt.

„Wie lange es wohl noch dauert, bis hier nur noch Meer ist“ drängt sich mir auf, nimmt man die unwirtliche Westküste als Referenz, kann der Kampf der Elemente nicht mehr lange dauern. Steilküsten dominieren und jedes Jahr brechen Teile ein und der Atlantik erobert wieder ein Stück Land zurück. Grüne Gegenden sucht man dabei vergeblich, verschwindend gering ist die Fläche, in denen sich genug Wasser auf natürliche Weise ansammelt um ein bescheidenes Maß an Vegetation zuzulassen – ständig bedroht von Ziegen oder afikanischen Heuschrecken, die sich bei starkem Ostwind von der Sahara aus auf dem Weg hierher machen.

Wenn der Mensch eingreift, und im Zuge des Tourismus künstlich bewässert und in den Resorts Parks anlegt, dann explodiert das Pflanzenwachstum regelrecht – eine kleine Demonstration, zu was fruchtbarer Vulkanboden in der Lage ist.

Den Kampf gegen den Tourismus hat die Insel schon lange verloren,  das Klima und die langen Sandstrände, die längsten auf dem Archipel, ziehen Touristen magisch an, genauso wie die Wind- Kite- oder Wellensurfer, die hier beste Bedingungen haben und sich über die Düsenwirkung an den Küsten freuen. Man kann sich darin verlieren, den Hunderten von Surfern zuzusehen, wie sie die Böen jagen statt sie abzuwettern und mit teilweise 40 Knoten an uns vorbeizischen…während wir uns überlegen welches Reff wir da wohl einbinden würden. Beeindruckend.

Der Tourismus ist wie überall Fluch und Segen, so finanziert er doch einen Großteil des Inselhaushalts und sorgt für öffentliche Gelder zum Bau von Infrastruktur etc. , leider jedoch drückt er übergroß der Landschaft seinen Stempel auf und macht es mancherorts schwer, natürliche Eindrücke zu sammeln.

Am Ende der Tage wird es Fuerteventura egal sein, sie wurde als erstes aus dem Meer geboren und wird wahrscheinlich auch als erstes wieder im Meer versinken – daran wird auch der Tourismus nichts ändern

Fuerteventura ist karg, trocken und in manchen Gebieten einsam…aber das ist etwas, was viele Menschen hier so fasziniert und zurückkehren lässt. Die Elemente zu Erleben rau und ungeschönt, mancherorts das Gefühl einer Wüste mitten im Meer oder die eigene Bedeutungslosigkeit in der Erdgeschichte zu ahnen – all das kann man hier machen…oder man holt sich einfach das nächste deutsche Hefeweissbier am Buffet.

Aber wer will es einem verdenken, die Insel sicher nicht.